DER LADENBAU afterPANDEMIE..das erwartet der (den) Handel….

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In ein Geschäft zu gehen um dort zu shoppen, das ist einfach klasse, das prägt die Stadt, den Stadtteil und die Gesellschaft. Und zwischen dem Bummeln einfach mal ein Eis schlecken oder „n“ Burger „auf´e Hand“ oder „ne Tasskaff“ im Straßencafe.

Abends dann ins Theater oder den neuen 007 im Kino genießen, anschließend ein ausgiebiges Mahl im Restaurant. Am nächsten Morgen in das Fitness-Center, um die Cola, das Popcorn und das Hefeweizen wieder abzutrainieren.

Gefühlte Ewigkeiten liegen zwischen dem letzten, unbeschwerten Besuch, mit dem Zweck für so richtig schöne Sachen Geld auszugeben oder für sich was Gutes zu tun und dem Schreiben dieser Zeilen am 20.03.2021.

Mal ehrlich, weshalb haben sich Städte und Gemeinden entwickelt? Ganz einfach:
Durch den Handel.
Der Handel war der Ursprung. Schnell gesellten sich dann die Freizeitaktivitäten dazu.

Diese Bedarfsdeckung, vom Lebensnotwendigen und dem Kauf der besonderen Dinge, wie Luxusartikel, prägten das Bild der Innenstadt und führten zu hohen Besucherzahlen.

Handel im Wandel, mehr denn je…

Heute prägen Videoshopping, Click and Collect oder Click and Meet, sowie das Einkaufen via Monitor unser Leben.

Der Händler präsentiert seinen Kunden die Ware via Tablet oder Smartphone. Videokonferenzsysteme werden zur Warenpräsentation genutzt oder zur Online-Verkostung.

Nach der Pandemie oder besser gesagt, wenn die aktuelle Gefahr, sich mit Viren zu infizieren, eingedämmt wurde, wird sich einiges ändern. Dieses wird selbstverständlich auch den Ladenbau, von der Konzeptionierung bis hin zur Realisierung und dem FM (teilweise) massiv betreffen.

Ich habe, ähnlich wie im letzten Jahr (der Ladenbau der 20er), mit Entscheidern aus dem Umfeld des Handels (egal ob Gastro, Fitness, Kleidung, Food, Benzin….) gesprochen, um von diesen zu erfahren, wohin die Reise der Veränderung führt, um die Customer Journey von Morgen zu gestalten.

Dankenswerter Weise haben sich vier Menschen die Zeit genommen, um mir deren Ansichten mitzuteilen und Ausblicke für die kommende Zeit „auf  der Fläche“ zu geben.

Ich möchte mich ganz herzlich bei meinen Gesprächspartnern für die super angenehmen Gespräche bedanken und wünsche nun viel Spaß beim Lesen der kommenden Zeilen….

ORSAY GmbH, Willstätt

Markus Hintzen
Head of Global Architecture & FM

FitX Bau- und Entwicklungs- GmbH, Essen

Tanja Zilger
Tribe Lead Expansion

BUTLERS GmbH & Co. KG, Köln

Reinhard Blanke
Leitung Verkauf und Expansion D/A/CH

Domino´s Pizza Deutschland GmbH, Hamburg

Alexander Tauer
Head of Development Germany

FRAGE 1

Coronavirus und die damit verbundene soziale Distanzierung – Auswirkungen auf das Kundenverhalten.

Das Coronavirus schlug ein wie ein Wirbelsturm. Neue Gesetze und Regeln wurden eingeführt, Filialen wurden von jetzt auf gleich geschlossen. Die Bauabteilungen der Handelsunternehmen mussten teilweise bei der Abschaltung der gebäudetechnischen Infrastruktur mitwirken, Bauprojekte wurden zurückgestellt, da wo die Realisierung fortgesetzt wurde, war oftmals das Material knapp. Quasi von jetzt auf gleich hat sich die Handelsweltwelt drastisch geändert.
Die Schließung der Handelsflächen führten zu Impulskäufen der Menschen, Kunden kauften in großen Mengen ein und zeigten ein komplett anderes Einkaufsverhalten.
Der Online-Handel boomt wie nie zuvor, die Verbraucher haben die COVID-19 Pandemie teilweise verarbeitet und bedingt dadurch ihre Kaufvorgänge drastisch geändert.

Auch auf der Fläche wurde im Kaufverhalten aufgrund der sozialen Distanzierung, eine Veränderung festgestellt. Die Erwartungen der Kunden werden sich teilweise nachhaltig ändern, daher wird sich das Layout der Flächen, oder auch künftige gebäudetechnische Aspekte, oder auch zu verwendende Materialien ändern.

Welche baulichen und einrichtungstechnischen Veränderungen, werden sich aufgrund der bisherigen Erkenntnisse, für die Handelsflächen ergeben?

Markus Hintzen:

Der Desinfektionsspender und damit verbunden das Thema Desinfektion wird auch in der Zukunft ein Bestandteil der Ladenfläche bleiben. Ebenso wird an der Theke oder an der Kasse der „Spuckschutz“ (ich hasse dieses Wort) sicher nicht mehr verschwinden, zumindest in den kommenden Jahren.

Oberflächen müssen schnell zu säubern sein, Umkleidekabinen müssen groß und geräumig sein und zum Umziehen einladen, hier kommt der Aspekt der Reinigung hinzu.

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Das Thema Hygiene wird noch mehr an Bedeutung gewinnen, als vor der Pandemie. Die Haustechnik muss deutlich an Flexibilität gewinnen, zum Beispiel wird das Thema des Fernzugriffs oder der Fernüberwachung ein wesentlicher Aspekt für künftige Investitionen sein.

Eine Klima- und Lüftungsanlage kann nicht ohne weiteres für einen längeren Zeitraum abgeschaltet werden.

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Da sich Verschmutzungen oder Kontaminierungen in den Systemen ergeben können, sollten die alten Anlagen nun einer Prüfung unterzogen werden. Die Pandemie hat wie ein Brennglas oder ein Katalysator viele Themen beschleunigt, welche bereits vor der Pandemie ein Thema waren und nun noch stärker im Fokus gerückt sind.

Schauen wir uns in diesem Zusammenhang zum Beispiel Click & Collect an.

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Hier werden wir verstärkt die Prozesse an die Bedürfnisse der Kunden anpassen.
Zum Beispiel installieren wir zusätzliche Schränke oder Vitrinen an den Kassen, damit unser Verkaufspersonal die vorbestellte Ware rechtzeitig und entsichert bereitlegen kann und der Kunde die Ware sofort und verpackt bei der Abholung zur Verfügung hat.

Tanja Zilger:

Bereits mit den Wiedereröffnungen nach dem ersten Lockdown haben wir in sämtlichen Studios die Belüftung durch eine zentralseitige Steuerung von Umluftbetrieb auf die Belüftung mit 100% Außenluft umgestellt. Damit findet mehrfach die Stunde ein vollständiger Luftaustausch statt. Eine gut dimensionierte und somit ständige Lüftung steht für uns im absoluten Fokus.

Unsere Studios sind für einen 24/7-Betrieb konzipiert, entsprechend auch die jeweilige Technik.

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Das Runterfahren der kompletten Haustechnik war für uns vor Covid-19 nie ein Thema, deswegen haben wir hier neue Konzepte entwickelt – mit dem Fokus auf Energiemonitoring. Ein weiterer Aspekt ist für uns das Hygienekonzept, dieses ist als bauliche Anforderung definiert. So haben Renovierungen unter anderem den Fokus auf den Sanitärbereichen, wie z. Bsp. unseren Duschen: Bei neuen Eröffnungen werden wir zukünftig Zwischenwände installieren. Auch ist das Thema der Kundenführung wichtig – zur schnelleren Orientierung und Entzerrung des Mitgliederstroms.

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Zudem setzen wir einen stärkeren Fokus auf die Loungebereiche, das soll dem Kommunikationsbedarf der Mitglieder Rechnung tragen. Von der Desinfektion in der Umkleidekabine bis zur Hygienestation am Eingang oder zwischen den Geräten, dieses Thema ist uns extrem wichtig.

Deswegen haben wir den FitX-Tower für den Eingangsbereich entwickelt, eine spezielle Hygienestation, sowie eine Vielzahl von Hygienstationen nachgerüstet.

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Wir bieten eine breite Palette von Online-Kursen an und denken darüber nach diese auch künftig digital anzubieten, jedoch kann Online nicht die menschlichen Interaktionen ersetzen, daher liegt unser Fokus klar auf der permanenten Weiterentwicklung unserer Studios. Daneben bietet ein Studio ganz andere Trainingsvoraussetzungen – insb. erfahrene (Kraft-)Sportler sind auf die Ausstattung und Geräte im Studio angewiesen, um sich weiterzuentwickeln.

Reinhard Blanke:

Die Branche geht auf eine für einige noch immer recht neue Reise und wird dabei kurzfristige und langfristige Möglichkeiten durchdenken.

Kurzfristige Themen sind im Rahmen des Infektionsgeschehens  bei den Kunden ein „mulmiges Gefühl“ zu vermeiden, möglicherweise durch die Anpassung von Gangbreiten oder Änderungen in den Eingangsbereichen.

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Aufwendige technische oder bauliche Änderungen werden sicher stark durch die Ertragsfrage und die Verfügbarkeit von ausreichend Liquidität geprägt sein. Investitionen sollten also gut durchdacht sein, denn es ist mehr denn je wichtig, die Kosten in Relation zu dem Nutzen zu setzen. Nicht immer muss zwingend alles neu gebaut werden: wenn die Verkaufsfläche in einem guten Grundzustand ist, dann ist auch das Invest überschaubar und für die Gäste macht das im Zweifel gar keinen Unterschied.

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Digitalisierung zeigt sich nicht nur Online, sondern natürlich auch stationär. Die Digitalisierung dient dazu, vordergründig den Menschen zu dienen, zum Beispiel durch die Reduzierung von Komplexität. Die Pandemie hat hier wie ein Brennglas gewirkt und sie hat viele Veränderungsprozesse beschleunigt, und ich spreche hier nicht über Themen wie ESL.

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Eine Investition in die Digitalisierung sollte sich daher nicht auf technische Spielereien konzentrieren, sondern auf echten Kundennutzen. Nice to have reicht nicht. Zukünftige Investitionen in den Store sollten vor allem auch die Emotionalität der Kunden nicht vergessen, denn es gilt was schon immer so war: das Bauchgefühl entscheidet weitestgehend über einen Einkauf, der Verstand sucht sich danach die Gründe!   

Alexander Tauer:

Menschen möchten sich nicht mehr in engen Räumen aufhalten, daher testen wir in diesem Zusammenhang derzeit unter anderem den sogenannten Order-Kiosk.
Unser Mitarbeiter am Counter soll nur soviel Zeit wie nötig im Kontakt mit dem Kunden sein.
Wir möchten unsere Kunden so kontaktlos wie möglich bedienen. Eine Veränderung wird daher den Gastraum betreffen, denn wir möchten diesen Bereich reduzieren. Wir fokussieren uns mehr auf das Liefer-und Abholgeschäft.

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Auch sehen wir eine weitere künftige Möglichkeit darin, dass Kunden die Bestellungen im parkenden Auto in Empfang nehmen.
Carpark Delivery ist hier das Thema, der Kunde bestellt seine Gerichte via App, parkt sein Fahrzeug, die Ware wird an das Auto geliefert, bezahlt wird via Smartphone.

FRAGE 2

Die Verlagerung des Geschehens vom Büro ins Home-Office.
Arbeiten und Wohnen Außerhalb der Zentren schafft neue Anforderungen

Mitarbeiter vieler Unternehmen arbeiten derzeit von zu Hause. Auch dieser Aspekt hat dazu geführt, dass sich das Einkaufsverhalten (wie z.B. die Bedarfsdeckung oder das Shopping zwischendurch oder nebenbei) geändert haben. Vertreter oder Geschäftspartner steigen nicht mehr in Hotels ab und gehen nach dem Einchecken zum Shoppen oder zum Essen, die Mittagspause wird genutzt um Schularbeiten zu prüfen oder zum Spaziergang zwischendurch.

Dieser Zustand wird sich nur bedingt nach dem Abebben der Pandemie auflösen, daher ist die Standortfrage neu zu überdenken. Welche Lagen werden künftig von Bedeutung sein? Wird der Vorort in den Fokus rücken? Werden kleinere und noch mehr auf den Bedarf zugeschnittene Flächen an Bedeutung gewinnen? Wie sieht die Großfläche der Zukunft aus?

 

Welche Auswirkungen werden sich, in Bezug auf die Größe und den Standort, der Flächen ergeben?

Alexander Tauer:

Während der Mittagspause schnell einen Happen essen, das geht auch mit dem klassischen Stehtisch, daher wird sich, wie in Frage 1 bereits angesprochen, der Gastraum verändern.

Auch besteht die Möglichkeit, dass wir die Waren direkt in das Büro oder in die Wohnung liefern. Die Standortfrage ist für uns in Bezug auf die Flächengröße ein Thema. Die großen Flächen in den Metropolen, wo wir gut vertreten sind, werden kleiner, ich denke wir benötigen künftig Flächen bis maximal 150 m².

Markus Hintzen:

Das Thema Miete wird hier mehr denn je einen wichtigen Faktor einnehmen. Laufzeiten von fünf bis zehn Jahre sind nicht mehr zeitgemäß, hier wird sich die Mietdauer, aus meiner Sicht, bei zwei bis maximal drei Jahren einpendeln.

Shoppingcenter werden weiterhin eine Rolle spielen, zumindest solche, welche durch Lage, Ausstattung, Entertainment und dem richtigen Mix an Geschäften die Kunden begeistern. Jedoch wird der Vorort mehr an Bedeutung gewinnen, die kleine High-Street, welche zugeschnitten auf die Käuferschicht genau die Geschäfte anbietet, welche gerne durch den Kunden frequentiert werden.

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Dazu kommt dann das kleine Caffè an der Ecke, ergänzt durch die Abholstation für die Waren, welche online bestellt wurden. Auch kann ich mir gut vorstellen, dass diverse unterschiedliche Produkte verschiedener Marken an der Abholstation gebündelt für den Kunden zur Verfügung gestellt werden.
Beispielsweise kann der künftige Kunde seine unterschiedlichen Bestellungen an einem Ort abholen.

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Somit werden sich Handelsmarken aus unterschiedlichen Segmenten, wie Optik, Schmuck, Schuhe oder Fashion eine entsprechende Lage oder Fläche künftig teilen. Hier werden sich neue Konzepte ergeben.
Auch wird der „Stammkunde“ noch mehr in den Fokus rücken, da Einkauf wieder persönlicher wird und am POS die Beratung durch das Fachpersonal intensiviert wird.

Zusammenfassend: Die Flächen werden kleiner und spezieller, der Stammkunde rückt noch mehr in den Fokus, die Verweildauer im Stadtteil wird durch die zus. Gastronomie erhöht und die Mietdauer wird kürzer.

Tanja Zilger:

Die derzeitige Diskussion um die 15-Minuten-City – wie von der Pariser Bürgermeisterin, Anne Hidalgo, angedacht – verfolgen wir sehr interessiert. Hier sind wir offen für neue Entwicklungen und Konzepte, allerdings wird sich zeigen, wie zukunftsfähig diese Idee wirklich ist.

Die Standortfrage bleibt daher noch abzuwarten. Nach dem ersten Lockdown haben wir zum Beispiel anhand einer Umfrage festgestellt, dass gerade mal 10 % unserer Kunden den Arbeitsweg als Abstecher zum „Fitwerden“ nutzen.

Auch verfolgen wir interessiert die Entwicklung der Shopping-Malls, ein Studio in Centerlagen ist für unser Unternehmen durchaus denkbar.

Auch das kleine Studio im Vorort, welches ein reduziertes, spezifisches Programm für unsere Kunden anbietet, stellt für uns eine Möglichkeit dar.

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Standort heißt jedoch nicht nur, was auf der Fläche passiert, auch sind Themen wie der Fahrradstellplatz oder die Ladesäule für Elektroräder und –autos ein Thema für uns, auch hier wird sich künftig vieles ändern. Das berücksichtigen wir in unseren Konzepten.

Wie heißt es doch so schön? „Zukunft entsteht, wenn Kulturen und Individuen auf Krisen reagieren“ – daher werden wir aktiv unsere Zukunft gestalten und dabei keine Möglichkeit ausschließen.

Dabei steht der strategische und zielgerichtete Weg in unserem Fokus. Kern ist immer, unserem Mitglied das beste Fitnesserlebnis bieten zu können und optimal auf seine Bedürfnisse einzugehen.

Fitness wird ein Thema bleiben, das hat Corona eindeutig gezeigt, denn mit der guten körperlichen Verfassung lässt sich eine Infektion besser überstehen.

Reinhard Blanke:

Hier ist Diversifikation gefragt. Den klassischen Innenstadthändler zieht es ggf. in den Vorort und umgekehrt. Vielleicht schaut er auch anders auf seine Internationale Standortstrategie. Diese Bewegung schafft Chancen, denn dadurch werden neue Flächen auf den Markt kommen. Hier gilt jedoch oft die Regel: Fläche = Miete.

Die Flächengröße wird also gerade auf Grund des Ertragsdrucks durch die Corona-Maßnahmen von einigen Händlern neu gedacht werden. Denn wenn der Händler bisher 2.000 m² benötigte stellt sich die Frage, ob diese Größe nach wie vor notwendig ist oder ob nicht auch die Hälfte der Fläche aus Kundensicht ausreichend ist. Die XXL-Flächen am Markt werden sich ggf. auch anders darstellen, denn eines ist klar:

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Die Menschen und somit die Kunden waren seit knapp drei Monaten eingesperrt, die Sehnsucht auf das Schlendern, das Kaffeetrinken oder das Bummeln ist riesig, daher glaube ich nicht, dass wir das Ende der Innenstädte sehen werden. Aber es braucht vielleicht neue Ideen für bestimmte Herausforderungen großer Flächenanbieter.

Warum gibt es keine Freizeitparks in der 1 A Lage oder in Shoppingcentern? Eines ist aus meiner Sicht sicher, Angst ist kein guter Ratgeber, die mal anders zu denken bringt oft spannende Lösungen zutage. Ansonsten halte ich es mit dem alten Börsenspruch: „Never catch a falling knife“ – zu Deutsch: „Greife nie in ein fallendes Messer“. Es ist wichtig, langfristig zu denken und aus der Klarheit einer aufgeklärten Marktsituation zu handeln, nicht zu schnell und zu voreilig zu entscheiden.

FRAGE 3

Vor dem Hintergrund des kommenden Wandels und der damit verbundenen Änderungen auf der Fläche, wie beurteilen Sie die Lage in Bezug auf Umbau oder Neubau der Flächen.

Wird aus Ihrer Sicht ein erhöhter Bedarf an Investition notwendig sein, wird die Pandemie keinerlei Auswirkungen auf das Invest haben oder wird die bauliche Aktivität langfristig ruhen?

Alexander Tauer:

Wie bereits erwähnt, möchten wir das kontaktlose Bewirten forcieren. Das bedeutet auch einen Invest in die Digitalisierung.

Nehmen wir hier beispielsweise die Produktion, denn wir denken auch daran, dass unsere Mitarbeiter in der Küche geschützter tätig sind.

Eines der Konzepte sieht vor, dass unsere Fahrer künftig rückwärts an das Gebäude heranfahren, die bestellten Waren werden dann über ein Docksystem direkt in die Box gelegt und der Fahrer bestätigt die Übernahme via Dispatch. Somit erreichen wir neben einem Zeitgewinn auch weniger Kontakte zwischen den Mitarbeitern bzw. ein Eintreten in den Produktionsbereich.

Markus Hintzen:

Derzeit bereinigt sich der Markt massiv. Flächen werden neu verhandelt, in Bezug auf Laufzeit und Miethöhe. Zudem werden Flächen frei, welche durchaus interessant sein könnten.

Daher wird zunächst der Mix im Portfolio zu untersuchen sein, wie zum Beispiel Anteil der Flächen in Centerlagen oder in den Einkaufsstraßen, dann wird der Zustand der Technik zu untersuchen sein, ggf. ist eine Fläche auf der anderen Straßenseite, welche freigeworden ist, geeigneter, als das bestehende Ladenlokal.

Dann erst entscheidet sich der Invest, hinsichtlich der Gebäudetechnik und hinsichtlich der Digitalisierung oder der baulichen Gegebenheiten.

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Dann erst entscheidet sich der Invest, hinsichtlich der Gebäudetechnik und hinsichtlich der Digitalisierung oder der baulichen Gegebenheiten.

Tanja Zilger:

Wir treiben unsere Expansion weiterhin wie geplant voran:

Für dieses Jahr sind sechs Neueröffnungen und achtzehn Renovierungen geplant, wobei die Renovierungsstrategie (siehe Frage 1) natürlich gewisse Anpassungen erfordert und sich Pandemie-bedingt zeitlich auf einen späteren Zeitpunkt verschieben wird.

Zum Beispiel ist unser Elektro-Konzept in Bezug auf die Gebäudetechnik, auf die geöffneten Studios ausgelegt und das für einen 24/7-Betrieb – nicht auf Schließung oder den Ruhezustand aufgrund von z. Bsp. Lockdowns. Hier werden wir gewisse Investitionen tätigen, insbesondere in Bezug auf die Überwachung sowie Fernsteuerung.

Reinhard Blanke:

Investments sollten zunächst eine rationale Grundlage haben, die Emotionalität muss jedoch immer mit am Tisch sitzen. Nehmen wir dazu beispielsweise das Thema Gebäudetechnik. Es sollte zukünftig nicht nur das Invest getätigt werden, um Viren aus der Luft zu filtern, wie das vielleicht manche Händler tun werden, sondern Ziel sollte es sein, die Emotionalität als Grundlage des Investments zu sehen. Der Besuch bei Butlers ist wie eine kleine Auszeit. Diese Auszeit muss mit einem guten Gefühl verbunden sein. Dieses Gefühl vermitteln neben der Sicherheit vor allem unsere Thementische und  unsere Mitarbeiter.

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Zum Invest in die Digitalisierung ist es wichtig sich die Frage nach dem Sinn zu stellen. Digitale Überwachung, also wann der Kunde wo gewesen ist oder von wo der Kunde gerade gekommen ist spielt für uns beispielsweise nicht die entscheidende Rolle, denn der gute Händler weiß, wo welche Akzente im Store zu setzen sind, auch ohne Technik. Kassensysteme müssen flexibel, schnell  und einfach bedienbar sein, egal ob der Kauf online oder offline erfolgte. Wichtig sind zudem die Prozesse dahinter, der Kunde sollte seine Ware innerhalb von wenigen Stunden abholen können.

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Hier ist der konkrete Kundennutzen gegeben und die Digitalisierung macht Sinn. Derzeit haben wir die Möglichkeit in einigen Bundesländern das Termin- Shopping anzubieten, das bedeutet, dass die Kasse mit einer entsprechenden Technik ausgestattet sein muss, Stichwort QR-Codes und Terminoptionen.

Im Store können wir mit unseren Kunden flirten, das kann keine Online-Plattform. Das ist das Alleinstellungsmerkmal stationärer Geschäfte.

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Es wird immer noch weitestgehend unterschätzt. Es geht im Kaufprozess um Gefühle! Denn kein Kunde verliebt sich in einen Monitor, sondern in einen Menschen. Daher steht der Mensch in unseren Filialen, sowohl die Kunden, als auch unser erster Kunde, der Mitarbeiter, in meinem ganz persönlichen Fokus.

FRAGE 4

Haben sich die fachlichen Anforderungen an den Ladenbau geändert? Wenn ja, welche Anpassungen sind aus Ihrer Sicht für den Künftigen Ladenbauer wichtig?

Alexander Tauer:

Wir freuen uns immer, wenn der Ladenbauer neue Ansätze bietet. Der Ladenbauer ist somit gefordert, nach links und rechts zu schauen und neue Konzepte zu bieten, die uns auf dem digitalisierten Weg unterstützen.

Nehmen wir als Beispiel den Pit-Stop bei der Formel 1.
Hier können wir aus anderen Bereichen lernen und entsprechend transferieren, siehe die Dock-Station bei der Abholung.

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Ob Raumfahrt, Automotive oder der Transfer von Einrichtungslösungen aus dem Messebau. Wir sind sehr offen für Neuerungen und nehmen Ideen gerne auf, seien diese auf den ersten Blick noch so, sagen wir mal, absurd.

Auf der anderen Seite unterstützen wir auch gerne unsere Ladenbauern/GUs, wenn es um das Beschaffen von Baumaterial geht, beispielsweise waren einige Werkstoffe während der Pandemie sehr gefragt, da unterstützen wir bei der Bestellung von Material mit unserem guten Namen.

Markus Hintzen:

Wichtig ist, der Kunde muss das Gefühl haben, dass Oberflächen schnell zu reinigen sind. Weiterhin ist der Ladenbau mehr denn je interessant, wenn flexible, mobile Lösungen angeboten werden, die uns einen „schnellen Umzug“ vereinfachen. Denn wenn sich die Mietzeiten reduzieren, wollen wir ein Ladenbauprogramm, welches einen Umzug alle zwei bis drei Jahre unterstützt, wie zum Beispiel die mobile Kabinenanlage oder die transportable Wandabwicklung.

Auch Nachhaltigkeit ist nach wie vor oder besser gesagt, mehr denn je ein Thema.

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Woher kommt die Trägerplatte oder die Beschichtung der Spanlatte, wer hat das Metallregal mit welchen Mitteln und durch welches Verfahren verchromt?

Wie und von wo wurde das Möbel transportiert, wer hat mit welchen Mitteln produziert?

Die Kasse der Zukunft kann zum Beispiel mit einer echten Glasscheibe als Spuckschutz ausgestattet sein und somit deutlich an Wertigkeit und auch an sichtbarer Nachhaltigkeit gewinnen, womit wir wieder bei Frage 1 gelandet sind (lacht).

Tanja Zilger:

Die Einrichtung von FitX kann man nur im erweiterten Sinne als Ladenbau bezeichnen. Im Mittelpunkt unseres Konzeptes stehen unsere Trainingsgeräte und unsere Kursangebote. Hier kann man dann den Vergleich zum Ladenbau ziehen: Das Produkt – hier unser Trainingsequipment und unsere classx-Kurse – soll im Mittelpunkt stehen und optimal präsentiert werden. Das Beleuchtungskonzept auf der Trainingsfläche wird flexibler werden und im Kursraum werden wir ein ganz spezielles Licht installieren, das verbunden mit der Musik, den Kursraum in ein auf die Atmosphäre des Kurses abgestimmtes Licht eintaucht und zu einem ganz besonderen Trainingserlebnis beiträgt.

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Was für den herkömmlichen Ladenbau gilt, zählt auch hier: Emotionalisierung am POS! Wir müssen den Vorteil gegenüber dem Online-Produkt herausarbeiten und uns unter anderem auf die zwischenmenschliche Interaktion fokussieren.

Dafür werden wir unsere Loungebereiche in einer wohnlichen Atmosphäre umbauen und bei größeren Flächen weitere Getränkebars realisieren. Auch wird sich das Format der Umkleidekabinen ändern und wir denken über Mietstationen für Trainingsgeräte nach, um dem Anspruch nach einer Hybridlösung gerecht zu werden.

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Das sind nur einige Themen für den Studiobau.

Dabei ist ganz klar, dass der Ladenbauer (oder besser gesagt der Studiobauer) natürlich die Hygienethemen bedenken muss, hierzu zählen zum Beispiel schnell zu reinigende oder glatte Oberflächen.

Reinhard Blanke:

Der Ladenbauer sollte idealerweise ein besserer Händler als der Händler selbst sein. Mir ist bewusst, dass das unrealistisch erscheinen mag.  Aber das bedeutet der Ladenbauer muss die Menschen, die Zielgruppe des Händlers, verstehen. Dann kann der Ladenbauer den Einzelhandel unterstützen erfolgreicher zu sein. Es ist wichtig, dass der Ladenbauer quasi eine informelle Standleitung zur Front hat, raus geht aus seinem Büro, dahin wo alles entschieden wird! Beim unseren Kunden.

Die Gespräche wurden in diesem Jahr (ganz zeitgemäß) via Videokonferenz geführt.

GANZ LIEBEN DANK an ALLE!

und gez?

Gut, dass es nicht mehr lange dauert…

Ich freue mich schon sehr auf das Bummelnschoppenmitandereneinepizzaessenoderbierchentrinkenintollerumgebungunddasimstoreohneterminundimlokalohnemundschutz!!!!!

…“wir sehen uns, zum Beispiel beim nächsten Interview (entweder life oder auf dem Monitor), wenn es um andere Stellen geht…..in diesem Sinne…und bis bald..“

Ihr Personalberater Thomas Frey