EHI Retail Design Days
Krisen und Nachhaltigkeit…Der Handel ist in Bewegung
3 Standorte 1 Tagung….
Die EHI Retail Design Konferenz wurde in diesem Jahr an unterschiedlichen Lokationen durchgeführt. Dank des tollen Wetters hat der Wechsel zwischen den Standorten eine schöne zusätzliche Abwechslung gebracht und ein kleiner Fußmarsch zwischendurch tat der Gesundheit zudem auch noch gut.
Das Angebot an Vorträgen war wieder sehr vielfältig die Vorträge (welche ich besuchen durfte) waren absolut interessant und brachten mal wieder schöne Erkenntnisse.
Einzelhandel im Krisenmodus – Wie Krieg, Inflation und Pandemie das Einkaufsverhalten verändert haben
Thomas Steiner, Gesellschaft für Konsumforschung (www.marktforschung.de)
Nach (oder besser geschrieben) während der „Noch Corona-Pandemie“ hat mit dem Februar diesen Jahres ein weiteres schlimmes Ereignis auch die Handelswelt getroffen, der Krieg in der Ukraine. Die Folgen daraus sind noch nicht komplett absehbar, jedoch zeigt die Entwicklung der Preise einen Trend auf, welcher nichts Gutes erahnen lässt.
Thomas Steiner hat in seinem Vortrag einen Ausblick gegeben, welche Auswirkung diese Krisen auf die deutsche Handelslandschaft und den deutschen Konsum haben.
Teil 1 seines Vortrages hat sich mit dem Thema LEH im Krisenmodus beschäftigt
Teil 2 zeigte den Wertewandel in Verbindung mit den unterschiedlichen Konsumstilen auf.
LEH im Krisenmodus:
2021 hatten wir noch ein moderates Wachstum –trotz der Pandemie bedingten Krisenstimmung,
2022 hat sich die Stimmung jedoch stark getrübt. So ist der FMCG- Umsatz in 2021 gegenüber dem VJ um 1% gestiegen, während dieser in den 1ten 6 Monaten 2022 um -2,8 % gesunken ist.
Der Krieg, die damit verbundene Inflation und immer noch Corona haben diverse Bedrohungen erzeugt, worauf die Konsumenten entsprechend reagieren:
Die Güter des täglichen Bedarfes bereiten dabei den Menschen die größten Inflations- Sorgen, welches auch das Einkaufsverhalten entsprechend beeinflusst.
Dabei zeigt sich, dass der Verzicht auf Premiummarken hier einen sehr deutlichen Einfluss hat, welches dazu führt dass oftmals ein Händlerwechsel vollzogen wird.
Discounter ( +1%) und auch der E-Commerce (+9,4%) zeichnen sich dabei als „Gewinner“ ab, wohingegen der Fachhandel (-11,9%) und SB-Warenhäuser (-5,4%) zu den „Verlierern“ zählen.
In Bezug auf Nachhaltigkeitstrends entwickeln sich die Herstellermarken überwiegend negativ, wohingegen sich die Handelsmarken durchgehend positiv entwickeln, wie z.B. Rewe Bio.
Das Thema Nachhaltigkeit bleibt für den Verbraucher (trotz der Krisen) ein gewichtiges Thema, denn diese sind bereit, einen höheren Preis zu zahlen, wenn Produkte nachhaltig produziert werden.
Interessant war aus meiner Sicht auch der „Sorgen“-Vergleich im Gegensatz zum Vorjahr:
Stand in 2022 noch der Klimawandel für 42% der Menschen im Fokus, war dieses Thema „nur“ noch für 35% der Menschen an erster Stelle, und dass obwohl wir ein enormes „Hitzejahr“ hatten.
Das Thema Energieversorgung hat sich gegenüber dem Vorjahr auf der Sorgenskala von 19% auf 33% erhöht, welches aufgrund der Themen in den Medien nicht verwunderlich ist.
Jedoch hat sich die Verfügbarkeit von Produkten von 11% auf 21% erhöht, obwohl wir mit Lieferengpässen auch im letzten Jahr schon große Probleme hatten.
Wertewandel
Es zeigt sich klar, dass die Gesellschaft sich von der Industriegesellschaft in eine Kulturgesellschaft wandelt:
Arbeitswelt | Steile Hierarchie
Menge/Zeit Mensch als Ressource |
Flache Hierarchie
Diversität Mensch als Zweck |
Konsum | Verbrauchen | Gebrauchen, Genuß |
Produktion | Funktional | Funktional + Sozial |
Industriemarke | Funktional | Wertebasierend |
In der Kulturgesellschaft passen Genuss & Verantwortung zusammen, der Consumer wird zum ethischen Ästheten, welche sich wie folgt darstellen:
- weisen eine hohe Qualitätsorientierung auf und kaufen Innovationen:
wollen dabei Entdeckungen machen - Verfügen über durchschnittliche finanzielle Möglichkeiten
- Greifen häufiger Premium- Mehrwerthandelsmarken zurück.
- Sind Treiber der Nachhaltigkeitstrends
Was bedeutet diese Entwicklung für den Handel?
Es geht den Ethischen Ästheten darum, mit einem −preislich, −sozial-ökologisch und −genussvoll ausbalancierten Einkaufkorb den Händler guten Gewissens zu verlassen.
Als Händler reicht somit eine rein funktionale Händlerpositionierung nicht mehr aus. Im Sinne des Cultural Retailing sollte der Händler mit seinem sozialem & nachhaltigem Engagement seinen gesellschaftlichen Pflichten gerecht werden.
- Durch Nutzung von grüner Energie, oder der Nutzung von Regenwasser für die Sanitären Einrichtungen, oder durch Einsatz von großen Glasfronten um das Tageslicht zu nutzen…..
Fazit:
- Konsumenten sparen mit verschiedenen Anpassungsstrategien
- Nachhaltigkeit und Genuss bleiben weiterhin wichtig
- Inflation führt dazu, dass Käufer den Händler forcierter wechseln
- Preise werden noch verstärkter verglichen
- Im Zeichen der aktuellen Energiekrise wird neben dem Thema Energie sparen mehr denn je der Ressourcen Einsatz hinterfragt
- Neben den ‚funktionalen‘ Einkaufsaspekten ist es wichtig, über ‚soziale‘ und ‚nachhaltige‘ Aspekte einen Zusatznutzen zu bieten
Der Shop der Zukunft – Erfahrungen aus dem CornerShop London
Achim Himmelreich, Capgemini
Während der Pandemie hat Capgemini einen Future-Store – den CornerShop – in London eröffnet. Der Shop ist seit ein paar Monaten offen, zahlreiche Menschen nutzen diesen bereits als Labor und Inspirationsquelle. Achim Himmelreich hat über seine Erfahrungen der letzten Monate berichtet: Welche Technologien und Use Cases werden von den Menschen angenommen, wo müssen noch Hürden übersprungen werden?
Die Bestimmung:
Der Store der Zukunft muss sich eng an einem Zweck verankern, der von Nachhaltigkeit über Ernährungsbedürfnisse bis hin zum Selbstausdruck reichen kann.
Personalisierung
Einzelhandelsflächen müssen besser darin werden, eine Personalisierung zu bieten, die für die Kunden sinnvoll ist und auf das Niveau der Online-Erlebnisse ansteigt.
Automatisierung
Auf dem unvermeidlichen Weg zu autonomen Geschäften müssen Einzelhandelsflächen automatisiert werden können, während das Kundenerlebnis erhalten bleibt
Erweiterung
Durch die Erweiterung können Einzelhandelsflächen neue Wege schaffen, mit Kunden in Kontakt zu treten und Kollegen in die Lage zu versetzen, großartige Erlebnisse zu bieten.
Fluid Basket:
Den Online-Einkaufskorb auch im Store nutzbar machen
Shoppable Screens
Auf kleinster Fläche viele Infos liefern (Das digitale Regal)
Purposeful Wayfinding
Produkte, die die persönlichen und nachhaltigen Ziele des Kunden durch Augmented Reality erfüllen
Connectet Packaging
Schaffung vernetzter Erlebnisse durch „intelligente“ Verpackung und dadurch Erschließung neuer Erkenntnisse damit Kunden exklusive Produktinhalte nach dem Kauf freischalten können
Seamless Checkout
Die KI identifiziert die Produkte und veranlasst das Zurücklegen im Store, damit der Kunde dieses „kassenfrei“ mitnehmen kann
Der Store der Zukunft:
- Automatisiertes Lager
- Infrastruktur für E-Mobilität
- Automatisierte Quittungen
- Verpackungsmanagement
- Digitalisierte Warensicherung
- Air-Quality-Management
- Power-Management
- Innovative Regalierung
- Online Kunden Service
- Papierlose Verwaltung
- Shopping Carts
- Analysefunktionen
- Automatisierte Personal Planung
LIDL in Albstadt
Chris Kamroth, Lidl